Coachingfall aus der Arztpraxis: Persönlichkeitsspezifischer Kommunikationsstil – wie kommuniziere ich als Leitende MPA mit einer Dramaqueen, Übersensiblen und Narzisstin?

Coachingfall aus der Arztpraxis: Persönlichkeitsspezifischer Kommunikationsstil – wie kommuniziere ich als Leitende MPA mit einer Dramaqueen, Übersensiblen und Narzisstin?

Coachingfall aus der Arztpraxis: Persönlichkeitsspezifischer Kommunikationsstil – wie kommuniziere ich als Leitende MPA mit einer Dramaqueen, Übersensiblen und Narzisstin? 1440 609 Sandra Limacher

Der Fall:

Eine lei­t­ende MPA schilderte ihren Fall:

«Unser Prax­is­team ist von drei auf­fäl­li­gen Per­sön­lichkeit­stypen geprägt. Eine Per­son stellt sich immer in den Mit­telpunkt, die andere hat ein tiefes Selb­stver­trauen und nimmt jegliche Art von Feed­back als per­sön­liche Kri­tik wahr. Die dritte Per­son ist eine egozen­trische Per­sön­lichkeit, die jede Möglichkeit nutzt, um sich zu pro­fil­ieren. Die Unter­schiedlichkeit­en und Eige­narten brin­gen Unruhe ins Team und stellen mich als Führungskraft vor grosse Her­aus­forderun­gen. Wie kann ich die Zusam­me­nar­beit in Zukun­ft so fördern, dass wir als Team an Stärke gewin­nen?»

Erste Analyse: Wenn man die Zusam­me­nar­beit mit ver­schiede­nen Per­sön­lichkeit­en fördern möchte, ist es unumgänglich, die Ver­hal­tens­muster der unter­schiedlichen Per­sön­lichkeit­en zu ver­ste­hen und Möglichkeit­en für den Umgang durchzus­pie­len. Hier geht es um die drei fol­gen­den Typen: 1) die Dra­maque­en, 2) die Übersen­si­ble und 3) die Narzis­stin.

Vorge­hensweise im Coach­ing: In einem Führungscoach­ing schilderte mir die lei­t­ende MPA typ­is­che Sit­u­a­tio­nen mit den unter­schiedlichen Per­sön­lichkeit­stypen ihres Teams. Sie betonte, wie wichtig ihr eine gute Zusam­me­nar­beit ist, ger­ade weil sie jede einzelne der Kol­legin­nen sehr schätze. In einem ersten Schritt war es wichtig, die drei Per­sön­lichkeit­stypen generell und per­so­n­e­nun­ab­hängig beim Namen zu nen­nen und zu charak­ter­isieren: 1) die Dra­maque­en, 2) die Übersen­si­ble und 3) die Narzis­stin.

In einem zweit­en Schritt wur­den die Fra­gen «Was zeich­net diesen Per­sön­lichkeit­sty­pus aus?», «Was funk­tion­iert gut im Umgang und bewirkt pos­i­tive, funk­tionale Reak­tio­nen?» und «Was funk­tion­iert gar nicht und bewirkt neg­a­tive, dys- funk­tionale Reak­tio­nen?» bear­beit­et:

  • Für jeden Per­sön­lichkeit­styp wurde ein funk­tionaler und dys­funk­tionaler Umgang besprochen, mit Reak­tion­s­möglichkeit­en, die das Ver­hal­ten pos­i­tiv oder neg­a­tiv ver­stärken wür­den.
  • Durch diese Gegenüber­stel­lung wurde der lei­t­en­den MPA bewusst, welche Ver­hal­tensweise sich pro­duk­tiv und kon­trapro­duk­tiv auf die einzel­nen Per­sön­lichkeit­en auswirkt und was förder­lich oder hem­mend in der Zusam­me­nar­beit ist.
  • Es gelang der MPA, ver­schiedene Szenar­ien und Möglichkeit­en des All­t­ags durchzus­pie­len. So kon­nte sie erken­nen, wie sie auf das Ver­hal­ten und die Ergeb­nisse gezielt Ein­fluss nehmen kann.
  • Mit Rol­len­spie­len erprobten wir die aus­gear­beit­eten Ver­hal­tensweisen. Dadurch hat die lei­t­ende MPA Sicher­heit im Auftreten erhal­ten.

Ergebnisse:

  • Die lei­t­ende MPA hat im Führungscoach­ing die drei Per­sön­lichkeit­stypen charak­ter­isiert.
  • Sie kon­nte ein Bewusst­sein für den funk­tionalen und dys­funk­tionalen Umgang mit den einzel­nen Per­sön­lichkeit­stypen schaf­fen.
  • Sie kam zur Erken­nt­nis, dass sie die Per­so­n­en nicht ändern, son­dern ver­suchen kann, auf das Ver­hal­ten pos­i­tiv Ein­fluss zu nehmen.
  • Die MPA ent­deck­te für sich, dass jede All­t­agssi­t­u­a­tion ein Lern­feld für die Weit­er­en­twick­lung der eige­nen Per­sön­lichkeit ist.

Trans­fer in den Prax­isall­t­ag: Die MPA über­set­zte die Erken­nt­nisse aus dem Führungscoach­ing in ihren All­t­ag. Als hil­fre­ich hat­te sich erwiesen, die Per­sön­lichkeit­stypen, deren Merk­male und funk­tionale Reak­tio­nen in ein­er Tabelle zusam­men­z­u­fassen:

Am Anfang fühlte sich die MPA etwas unsich­er. Die Tabelle gab ihr allerd­ings Sicher­heit. Je bewusster ihr der Umgang mit den unter­schiedlichen Per­sön­lichkeit­stypen wurde, desto bess­er funk­tion­ierte die Zusam­me­nar­beit im Team. Hinzu kam, dass im Team offen kom­mu­niziert wurde, wer wie funk­tion­ierte und wer was brauchte, um gut zusam­men­zuar­beit­en. Jed­er Per­sön­lichkeit wurde dadurch Raum und Zeit für die «Eige­narten» zuge­s­tanden, allerd­ings kon­nten durch die Gruppe neue Dynamiken und For­men der Zusam­me­nar­beit entste­hen, was sich als Gewinn her­ausstellte.

Fazit:

«Wir kön­nen die einzel­nen Per­sön­lichkeit­en nicht ändern. Es ist aber dur­chaus möglich, auf typ­is­che Ver­hal­tens­muster Ein­fluss zu nehmen, um eine bessere Zusam­me­nar­beit im ganzen Team zu erre­ichen», stellte die lei­t­ende MPA nach dem Coach­ing fest.

Fragen zum Fall an Sandra Limacher

Was ist in der Kom­mu­nika­tion mit diesen drei Per­sön­lichkeit­stypen zu beacht­en?

Wichtig ist, dass man weiss, mit wem man es beim Gegenüber zu tun hat. Bei der Dra­maque­en sollte man den Fokus auf Fak­ten leg­en und die Per­son als ver­ant­wor­tungs­be­wusste Erwach­sene behan­deln. Bei übersen­si­blen Per­so­n­en ist rat­sam, das Selb­st­wert­ge­fühl mit ein­er Her­aus­forderung zu steigern, die das Poten­zial bekräftigt. Zudem braucht sie Pausen und Erhol­ungsphasen, um neue Kraft zu schöpfen. Mit Narzis­sten arbeit­et man am besten mit Kom­pli­menten und kann dann massvoll auch Kri­tik anbrin­gen. Dabei sind gute Argu­mente, klare Stand­punk­te, Abstand und Gren­zen für einen kon­struk­tiv­en Umgang förder­lich.

Inwiefern erle­ichtert diese Charak­ter­isierung die Arbeit der lei­t­en­den MPA?

Ist man sich nicht bewusst, mit welchem Per­sön­lichkeit­styp man zu tun hat, kann der falsche Umgang zu Kon­fronta-tio­nen und Kon ikten führen. Das macht die Zusam­me­nar­beit dann noch schwieriger. Deshalb sind ein sub­tiles, geschick­tes Vorge­hen und eine passende Kom­mu­nika­tion seit­ens der Führungskraft ange­bracht. Das ist her­aus­fordernd für die lei­t­ende MPA, aber dur­chaus mach­bar. Wichtig hier­bei ist die Erken­nt­nis, dass man Per­so­n­en nichtän­dern kann. Es sollte deshalb ver­sucht wer­den, auf das Ver­hal­ten Ein­fluss zu nehmen, um eine bessere Zusam­me­nar­beit und höhere Pro­duk­tiv­ität zu erzie­len.

Was hat Sie in der Zusam­me­nar­beit mit der lei­t­en­den MPA beein­druckt?

Die lei­t­ende MPA hat für sich zwei Meth­o­d­en zur Opti­mierung im Umgang mit den unter­schiedlichen Per­sön­lichkeit­sty- pen entwick­elt. Erstens hat sie mit ein­er Tabelle eine Über­sicht zusam­mengestellt, die das Wesentliche für die Typen- beschrei­bung auf den Punkt bringt. Zusät­zlich analysiert sie regelmäs­sig, was gut und was nicht so gut funk­tion­iert. Sie hin­ter­fragt die Gründe und über­legt, was sie in Zukun­ft anders machen möchte. Auf diese Weise hat sie enorme Fortschritte als Führungskraft gemacht, und die Zusam­me­nar­beit im Team hat sich verbessert.

Dieser Artikel wird pub­liziert im Ärztefach­magazin „Hausarzt Prax­is” im Monat Okto­ber 2018.

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