Ihr Team in vier Farben
Zu wissen, wie das Gegenüber tickt, entscheidet über Erfolg und Misserfolg in der Kommunikation. Das gilt sowohl für Mitarbeiter als auch Patienten. Das Vier-Farbtypen-Modell hilft bei der Orientierung.
Haben Sie manchmal auch den Eindruck, dass die Kommunikation mit gewissen Menschen auf Anhieb klappt, während sie mit anderen nicht so richtig in die Gänge kommt? Psychologisch gesehen liegt das daran, dass es verschiedene Persönlichkeitstypen gibt, die wiederum unterschiedliche Verhaltensweisen mitbringen. Eine gängige Methode, Typen einzuschätzen, ist das Vier-Farbtypen-Modell. Man unterscheidet Rot, Grün, Blau und Gelb und ordnet den Farben jeweils unterschiedliche Merkmale und Eigenschaften zu (Abb. 1).
Farbige Persönlichkeiten
Der rote Macher steht gerne im Mittelpunkt und übernimmt die Führung. Er fällt auf, ist extrovertiert und setzt sich leicht durch. Er verarbeitet Informationen über Gespräche mit anderen und wirkt oft enthusiastisch und abenteuerlustig.
Der grüne Unterstützer hingegen mag es harmonisch und legt viel Wert auf Vertrauen. Er ist ein Bauchmensch und handelt eher intuitiv, was ihn zu einem einfühlenden, geduldigen, zuverlässigen und hilfsbereiten Mitmenschen macht. Dass er es gerne allen recht machen will, ist sowohl Chance als auch Gefahr.
Der blaue Denker wirkt eher distanziert und möchte alles korrekt und sachlich handhaben. Er handelt gewissenhaft und liebt als introvertierter Kopfmensch Details und Fakten. Dementsprechend zeichnet er sich durch eine präzise, formale und analytische Arbeitsweise aus, wobei er Entscheidungen rational fällt und Emotionen ausblendet.
Der gelbe Sonnenschein hat viele Ideen und tauscht sich gerne aus. Wie der grüne Typus ist er ein Bauchmensch, der gerne spontan handelt. Er zeigt Initiative, ist fröhlich, mitunter gar enthusiastisch, dynamisch und überzeugend.
In der Praxis gibt es allerdings nicht nur diese vier Typen. Vielmehr sind häufig auch Mischtypen anzutreffen. Im Praxisalltag kann eine Person einen roten, durchsetzungsstarken Anteil ausleben, während sie sich im Familienleben stark anpasst (grüner Anteil). Ebenso gibt es Menschen, die im Privaten sehr genau und analytisch bei ihren Finanzangelegenheiten vorgehen (blauer Anteil), während sie bei der Arbeit auf ihre Gefühle vertrauen (gelber Anteil). Wichtig ist es, Menschen und ihr Verhalten einzuordnen, um den Umgang miteinander zu gestalten.

3 Fragen an Sandra Limacher
Was stimmt: «Gleich und Gleich gesellt sich gern» oder «Gegensätze ziehen sich an»?
Im Miteinander – sei es nun im Team, aus der Perspektive des Chefs, im Umgang mit Patienten oder in der Familie – ist es immer von Vorteil, wenn man weiss, wie man selbst und wie andere ticken, und worauf man selbst oder andere Wert legen. Im Umgang mit Personen ähnlicher Grundstruktur weiss man, was einen erwartet – oder was fehlt. Hat man hingegen mit gegensätzlichen Persönlichkeiten und Verhaltensweisen zu tun, besteht eine grosse Chance, dass gegenseitige Stärken in die Teamarbeit eingebracht werden, die die Schwächen von Einzelnen ausgleichen und somit zu einem gewinnbringenden Miteinander führen. Das ist der Idealfall.
Was empfehlen Sie Teams?
Für eine erfolgreiche Teamarbeit kann es Sinn machen, die Persönlichkeits- und Farbentypen zuzuordnen oder als Team zu erarbeiten. Wichtig zu wissen ist beispielsweise, wer introvertiert oder extrovertiert ist, wer wie Entscheide fällt (mit dem Bauch oder dem Verstand), wer Visionen entwickelt, wer sie gewissenhaft umsetzt. So weiss jeder, woran er bei sich selbst und anderen ist. Ich erlebe es dann immer wieder, wie ein Team aus dieser Situation heraus viel leichter Mittel und Wege für eine gute Zusammenarbeit, für die Verteilung von Rollen und Verantwortlichkeiten und für eine gemeinsame Kommunikation findet. Das macht letztlich den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus.
Welche Kommunikationstipps können Sie für die entsprechenden Farbtypen geben?
Schauen Sie, mit wem Sie es in Ihrem Umfeld zu tun haben. Ist ein Patient beispielsweise ein «roter» Persönlichkeitstyp, ist es wichtig, ihm gegenüber Wertschätzung zu zeigen und auf seine Fragen kurz und prägnant zu antworten. Er braucht für seine Entscheidungen nur die nötigsten Informationen. Im Kontakt mit einer «gelben» Person seien Sie gesellig, lassen Sie sich auf Smalltalk ein und seien Sie ein guter Zuhörer. Bei einer «grünen» Person schaffen Sie ein harmonisches Umfeld und eine Atmo- sphäre des Vertrauens. Zeigen Sie aufrichtiges Interesse an der Person und geben Sie ihr Raum und Zeit. Im Kontakt mit einer «blauen» Person liefern oder fordern Sie detaillierte, faktenbasierte Informationen und unterhalten Sie sich sattelfest über die Inhalte, die Ihr Gegenüber interessieren.
Dieser Artikel wird publiziert in der Ärztefachzeitschrift Hausarztpraxis.